![]() • Seite 1 — Kaffee am Außenposten • • Die Szene wiederholte sich: Der Mann betrat das Café und legte sich mit Leuten an, einen Anlass fand er jedes Mal. Er rempelte sich von der Tür zum Tresen, die anderen mussten weichen. ' What’s your fucking problem?' , hörte ich ihn einmal zischen, als ein Gast zu lang guckte. Ein Meter neunzig groß, hager, er wirkte paradoxerweise noch einschüchternder, weil er humpelte und auf eine Krücke angewiesen war. ![]() 'Du nervst hier jeden, hau ab!' , rief ihm der Barista zu. Nov 5, 2017 - Gentrifizierung lässt sich in den USA kaum von Rassismus trennen. In Brooklyn, wo weiße Hipster schwarze Bewohner verdrängen, entlädt sich die Spannung im Alltag. Breakdance, Breaking, B-Boying bzw. B-Girling ist eine ursprünglich auf der Straße getanzte Tanzform, die als Teil der Hip-Hop-Bewegung unter afroamerikanischen Jugendlichen in Manhattan und der südlichen Bronx im New York der frühen 1970er Jahre entstanden ist. Getanzt wird zu Pop, Funk oder Hip-Hop. Der Mann blieb. Zaire ist sein Name, aber das erfuhr ich erst viel später. Zaire ist ein Afroamerikaner, der in Brooklyn in New York lebt. Zu Beginn dieses Sommers begegnete ich ihm zum ersten Mal. Er stand im Eingangsbereich des Cafés, die Krücke unter die rechte Achsel gedrückt, und ließ einen Plastikdeckel fallen. Ich bückte mich gerade, als er schlagartig 'Nein!' Rief, 'ich brauche deine Hilfe nicht.' ![]() ![]() Die Betonung lag auf 'deine', und ich glaubte, die Botschaft verstanden zu haben: Er meinte es persönlich, er wollte 'meine' Hilfe nicht. Ein paar Wochen später, ich saß im Café an einem Tisch und las, stieß er mit Wucht einen Stuhl in meine Richtung. 'Wenn es zu eng ist, sag doch was!' , entgegnete ich. 'Du bist hier nicht zu Hause', antwortete er. Wir hatten beide recht. Das Café, in dem diese Geschichte spielt, heißt Outpost. Es liegt auf der Grenze zweier Viertel in Brooklyn, die sich in den vergangenen 20 Jahren gewaltig verändert haben: Clinton Hill und Bedford-Stuyvesant. Familien der unteren Mittelschicht müssen wegziehen, weil Zwei-Zimmer-Wohnungen im Schnitt nun 2.100 Euro Monatsmiete kosten. Softwareentwickler, Kulturwissenschaftsstudenten und Journalisten aus Manhattan, Melbourne oder Berlin rücken dafür ein. Clinton Hill und Bed-Stuy sind im vergangenen Jahrzehnt vornehmer, aber vor allem weißer geworden. Zwischen 2000 und 2010 stieg die Zahl der Weißen in Bed-Stuy laut Zensus von 2,4 auf 15 Prozent. Heute dürften es 20 Prozent sein, mindestens.. Ein inflationär gebrauchtes Wort, ein allzu präsenter Vorgang. In Brooklyn, in Neukölln, im Osten von London oder Paris, überall, wo die Jungen und Begabten hinziehen. Sprechen wir über Gentrifizierung, schwingt oft Fatalismus mit: Sie passiert halt, so wie der Hudson River fließt und die New Yorker Taxis gelb sind. Ein Begriff, der mehr verschleiert als zeigt Bräuchte es nicht einen anderen, präziseren Begriff, der den Dynamiken gerechter wird? Diesen Vorschlag hat, zumindest indirekt, der US-amerikanische Journalist und Schriftsteller in seinem neuen Buch We Were Eight Years in Power gemacht. Mit seinen Essays versucht Coates, die Wurzeln des amerikanischen Rassismus freizulegen und dessen Einfluss auf die Gegenwart zu beschreiben. In seinem Artikel spricht der schwarze Autor von seiner Wut, wenn er durch Washington oder Brooklyn läuft, wo 'die Gentrifizierung wie ein Sturm hindurchgefegt ist'. Erbittert ist Coates nicht nur, weil vor allem 'Schwarze weggefegt wurden', sondern auch, weil.
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April 2019
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